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Keine Angst vor dem grossen Wurf

Rund 70 Personen aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Gesellschaft interessierten sich für den aktuellen Projektstand von Svizra27. Die Inhaltsentwicklung rund um das Motto «Mensch – Arbeit – Zusammenhalt» stand dabei im Mittelpunkt. Co-Präsidentin, Doris Leuthard, beantwortet vier Fragen:

Wie wichtig erachten Sie für die Schweiz die Tradition einer Landesausstellung?

Als sehr wichtig! Und Svizra27 kommt mit ihrem Motto „Mensch – Arbeit – Zusammenhalt“ genau richtig. Es gab in der Schweiz nicht übermässig viele Grossprojekte. Ich würde sogar sagen, dass die Expo’s rare Ausnahmen waren. Auf 25 Jahre hinaus gerechnet ist eine Landesausstellung überaus günstig. Insbesondere dann, wenn man ihren Nutzen betrachtet. Mit der nächsten Landesausstellung können wir die Schweiz weiterbringen. Ein Land darf nicht nur noch Angst haben vor dem grossen Wurf. Die Schweiz kann sich eine nächste Landesausstellung leisten; sie muss sie sich leisten.

«Menschen definieren sich vornehmlich über ihre Arbeit. Sie gibt ihnen Wert und verleiht dem Alltag Struktur.» Hat sich diese Aussage aus dem Projektbeschrieb im Laufe der verschiedenen Krisen noch verstärkt?

Auf jeden Fall. Neue Arbeitsformen im Zusammenhang mit der Digitalisierung haben einen Schub erhalten. In gewissen Bereichen wurde die Veränderung in kurzer Zeit herbeigeführt, was ohne Pandemie viel länger gedauert hätte. Plötzlich haben Branchen kein Personal mehr, ich denke da an die Gastronomie oder an das Flugpersonal. In der Zeit der Pandemie haben sich viele Menschen Gedanken gemacht, wo will ich hin, wo habe ich einen Job, der auch in der Pandemie sicher ist. Aber nicht nur jeder einzelne Mensch oder die Arbeitswelt wurde auf den Prüfstein gelegt, noch viel mehr der Zusammenhalt. Physisch getrennt und nur noch verbunden via Computer, das war eine Erfahrung, welche viele zum Nachdenken angeregt hat.
 

Kritiker sagen, der Bundesrat bekenne sich nur halbherzig zu einer neuen Landesausstellung.
Ich sehe das anders, der Bundesrat hat sich am 29. Juni 2022 klar für eine nächste Landesausstellung ausgesprochen. Zuerst muss ein Projekt eine gewisse Reife haben, es braucht Strukturen, ausgearbeitete Ideen und es braucht vertiefte Abklärungen. Erst dann wird es Sache des Bundes. Aber: Der Bundesrat weiss sehr wohl, dass es von Zeit zu Zeit ein solches Projekt braucht, um das Land zusammenzuschweissen. Für den Bundesrat ist es wichtig, dass innerhalb der Machbarkeitsstudie die relevanten Fragen zu Inhalt, Mobilität, Infrastruktur, Organisation und Finanzen fundiert abgeklärt und präsentiert werden. Erst dann wird sich die Politik als grösster Geldgeber für eine Landesausstellung mit der Thematik auseinandersetzen.
 

Sind Sie als Co-Präsidentin von Svizra27 mit dem Stand der Dinge zufrieden?

Die Arbeiten rund um die Machbarkeitsstudie laufen auf Hochtouren und sind Ende 2023 abgeschlossen. Darin werden mögliche Szenarien für das Projekt Svizra27 hinsichtlich ihrer Durchführbarkeit überprüft. Im Rahmen der Studie werden die Lösungsansätze analysiert, Risiken identifiziert und Erfolgsaussichten abgeschätzt. Zusätzlich wird eine wirtschaftliche Beurteilung des Projekts im Rahmen eines Businessplans erfolgen. Die Svizra27-Organisation hat einen grossen Drive und ich bin sehr zufrieden mit dem Stand der Arbeiten.

(Bild: Alt Bundesrätin Doris Leuthard fordert «keine Angst vor dem grossen Wurf», dies anlässlich des Svizra27-Netzwerkanlass vom September 2022. / Quelle: Verein Landesausstellung Svizra27)
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