Der OK-Präsident des Luzerner Swiss City Marathon vom Sonntag ist eben erst vom Chicago-Marathon zurückgekehrt.
Bald 50 Jahre ist es her, als Filmschauspieler Dustin Hoffman sich als «Marathon-Man» joggend auf den 42-Kilometer-Lauf vorbereitete und so durch den gleichnamigen, hoch spannenden Kino-Krimi lief. Der wahre «Marathon-Man» aber, das ist ein Luzerner: Dem 54-jährigen Jost Huwyler, seit sechs Jahren Chef und zuvor zehn Jahre lang OK-Vizepräsident des Luzerner Laufs vom jeweils letzten Sonntag im Oktober, macht in Sachen Marathon keiner was vor.
Eben erst ist er aus den USA zurückgekehrt, wo er den Chicago-Marathon lief und so die «Grossen 6», die Marathon-Major-Serie, definitiv komplettiert hat. Huwyler sagt: «Mein Ziel war es, insgesamt zehn Marathonläufe zu absolvieren. Chicago war nun der Schlusspunkt, der Höhepunkt.»
Begonnen hatte es 2008 mit einem Marathon in Luxemburg, dann folgten München, Köln und Karlsruhe. Jetzt war der als Projektentwickler im Bereich Sport/Kultur/Tourismus tätige Huwyler bereit für die sechs grössten Marathonläufe der Welt. Und so legte Huwyler sich das «Sixpack» zu:
2017 Boston. «Das ist der Ur-Marathon», erzählt Huwyler, «es ist jener Lauf mit der längsten Tradition seit den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit.» Die erste Boston-Austragung fand 1897 statt. Berühmt ist der Boston-Marathonaberauch,weil 2013 Bombenanschläge verübt wurden. Dabei wurden drei Menschengetötet.
«Daswarauchvier Jahre später noch zu spüren. Man musste vor dem Lauf wie am Flughafen durch diverse Sicherheitskontrollen laufen.»
2018 London. «Tower Bridge, Westminster Abbey, die Queen, die den Startknopf betätigt hat – ein eindrücklicher Marathon», erzählt Huwyler. «Ein organisatorisches
Meisterwerk.»
2019 Tokio. Huwyler wollte nicht bloss «Marathon-Man» sein und 42 Kilometer rennen. Er reiste nach Seoul, dann rauf an die Grenze zur Demarkationslinie zwischen Süd- und Nordkorea. Erst danach ging die Reise nach Japan: Via Fukuoka nach Tokio, Hiroshima und Kyoto. So zwischendurch der Marathonlauf, möchte man fast sagen, und hinterher noch eine Reise in den japanischen Norden nach Nagano zwecks Onsen-Bäder und Sake-«Studium.»
2019 New York. Der zweite Marathon innerhalb eines Jahres. Huwyler gerät ins Schwärmen: «Am Abend vor dem Start gab es zuerst Halloween, Luzerner Fasnacht im Herbst sozusagen. Morgens um Fünf ging’s in Manhattan raus aus dem Hotel, wegen dem grossen Verkehrsaufkommen. Aber dann, dieses Startprozedere, diese Show in Staten Island – ich bekomme gleich wieder Hühnerhaut.» Es ist ein hügeliger Marathon, der New Yorker, «aber faszinierend. Auf der Verrazano-Narrows Bridge wirst du wie in den Miami-Vice-Krimis oben von Helikoptern begleitet, und unten sehen Schiffstanker wie Zündholzschachteln aus. Der Lauf durch Brooklyn, Queens, Harlem, die Bronx – unvergesslich.»
2021 Berlin. Nach Corona nahm Huwyler seinen zweitletzten Marathon in Angriff. «Berlin ist zusammen mit Chicago jener Marathon mit der flachsten Laufstrecke», sagt Huwyler und meint damit: Die Orte, wo die Rekorde purzeln. Beispiel: Heuer unterbot die Äthiopierin Tigist Assefa am Brandenburger Tor nach 2:11:53 Stunden die damalige Weltrekordmarke der Kenianerin Brigid Kosgei, die in Chicago 2019 eine Zeit von 2:14:04 gelaufen war, um sensationelle 2:11 Minuten.
Huwyler unterzog sich 2022 einer Meniskusoperation im linken Knie.
2023 Chicago. Am 8. Oktober war es so weit: In Chicago lief Huwyler seinen 10. und letzten Marathon, den sechsten und letzten der «Big Six». In der Luzerner Schwester- und Partnerstadt erhielt er die Sonderauszeichnung für die Teilnahme an den sechs grössten Marathon-Events überhaupt, den «Pfannendeckel», wie Huwyler die Ehrenplakette (siehe Bild unten) liebevoll bezeichnet.
Mit dabei im Teilnehmerfeld des Weltrekordlaufs
Auch Chicago 2023 hatte eine Weltrekordsensation zu bieten. Der Kenianer Kelvin Kiptum entthronte seinen Landsmann Eliud Kipchoge. Der 23-jährige Kiptum lief in 2:00:35 Stunden 34 Sekunden schneller als Kipchoge vor einem Jahr in Berlin und, sagen wir es so: auch einige Meter vor Huwyler ins Ziel. Huwyler sagt stolz: «Immerhin, ich war im Teilnehmerfeld des Weltrekordlaufs.» Und schmunzelnd: «Ich habeDruckvonhintengemacht.» Achja,HuwylersMarathon-Zeit… eigentlich nicht so wichtig. Aber für jene, die total gwundrig sind: vor der Knieoperation zwischen 3:20 und 3:30; in Chicago 4:17.
Übrigens, bei Jost Huwylers Marathonläufen immer mit dabei: seine Frau Andrea. «Aber nicht als Läuferin, sondern als mein persönliches Care-Team», erklärt der dreifache Familienvater. Nach dem Chicago-Marathon genoss Familie Huwyler inklusive Jana (28), Annica (25) und Tom (19) noch den milden Indian Summer am Lake Michigan bei Chicago, einem der fünf grössten Seen der USA.
Nur am «eigenen» Luzerner Marathon ist Huwyler noch nie gelaufen. «Da habe ich ja keine Zeit, da muss ich als OK-Präsident arbeiten», lacht er. Jetzt aber Top 6 der Welt hin oder her» … Hand aufs Herz, Jost Huwyler: Chicago Marathon oder Lucerne Marathon? «Was für eine Frage! Das kann ich klar beantworten: Luzern! Natürlich
glänzen die grossen Marathonläufe in den Weltstädten mit ihren riesigen Angeboten. Aber die Liebe zu den Details, der Lauf durchs KKL oder das Ziel im Verkehrshaus, das macht Luzern einzigartig. Diese attraktive Stimmung spüre ich nirgendwo so intensiv wie in Luzern.»