Jonas Maag organisiert seit mehr als elf Jahren die Schweizer Heimspiele im Davis Cup und im Billie Jean King Cup. Ein Interview über Freuden, Herausforderungen und absurde Erlebnisse
In diesem Jahr haben es Jonas Maag und sein Team streng. Gleich drei Heimspiele der Schweizer Nationalteams standen oder stehen auf dem Programm: Im April empfing das Securitas Team Schweiz im Billie Jean King Cup die Polinnen in Biel, kürzlich mass sich das Securitas Swiss Davis Cup Team gleichenorts mit Peru und im November sind noch einmal die Frauen an der Reihe, die wiederum in Biel auf Serbien treffen. Bei 17 solcher Begegnungen zeichnete Maag bereits als OK-Chef verantwortlich – erstmals 2013 in Bern.
Jonas Maag, welche Erinnerungen haben Sie noch an ihre Premiere vor mehr als elf Jahren?
Es war die Begegnung im damaligen Fed Cup zwischen der Schweiz und Belgien. Wir haben in Bern einen Sandplatz in eine Turnhalle eingebaut. Die Halle war im ersten Stock des Gebäudes, einen wirklich brauchbaren Lift gab es nicht. Das war sehr fordernd, auch weil am Ende jede Menge Sand und Staub in der ganzen Halle verteilt war, was einen enormen Reinigungsaufwand nach sich zog. Immerhin hat unser Team gewonnen. Das war übrigens bei rund zwei Dritteln aller seither ausgetragenen Heimspielen der Fall.
Es folgten zahlreiche weitere Heimspiele mit Ihnen in der Verantwortung. Welche Erlebnisse blieben dabei in besonderer Erinnerung?
Es ist schwierig, sich da auf einzelne Erlebnisse zu beschränken, jede Begegnung schrieb ihre ganz eigenen Geschichten. Besonders schön finde ich, dass wir unsere Heimspiele immer wieder in neuen Städten austragen konnten. Ich erinnere mich beispielsweise an die grossartige Stimmung 2016 in Luzern. Ehrlicherweise erlebte ich dort aber auch einen der absurdesten Momente. Es gab damals nämlich endlose Diskussionen um die Lichtstärke in der Halle. Die Vertreterin des Tennisweltverbandes ITF kam mit einem alten und beschädigten Messgerät daher, dessen Werte sich um 50 Prozent von jenen unterschied, die unser Technikpartner mit seiner professionellen Ausrüstung mass. Sehr präsent habe ich auch noch die Begegnung 2013 in Chiasso, als es ausgerechnet in der Sonnenstube der Schweiz nicht aufhören wollte zu regnen und wir die Matches nur mit viel Improvisationsgeschick über die Bühne bringen konnten. Unvergessen sind die Heimspiele 2014 im Davis Cup, als unser Team auf dem Weg in den Final zweimal in der Genfer Palexpo-Halle antrat. Rund um den Halbfinal gegen Italien, wo an jedem Spieltag mehr als 18 000 Fans die Halle füllten, waren etwa 1 500 Menschen im Einsatz. Die Heimspiele, die wir aktuell in Biel organisieren, sind damit natürlich nicht zu vergleichen. Aber auch diese haben ihren ganz eigenen Reiz. Schliesslich können unsere Teams hier direkt im Nationalen Leistungszentrum von Swiss Tennis antreten – mehr Heimspiel geht nicht.
Ziehen wir den Vergleich dennoch: Wie viele Helferinnen und Helfer werden im November bei der Begegnung zwischen der Schweiz und Serbien im Billie Jean King Cup im Einsatz stehen?
Unser Organisationskomitee besteht vor dem Event aus neun und währenddessen aus 15 Personen. Nimmt man dann beispielsweise noch die ganzen Helfer:innen, Linienrichter:innen und Ballkinder hinzu, sind es rund 200 Menschen, die den Anlass in Biel stemmen.
Als OK-Chef tragen Sie die Verantwortung für einen reibungslosen Ablauf der Heimspiele. In welchen Situationen sind Sie besonders gefordert?
Während eines Events fungiere ich hauptsächlich als «Troubleshooter». Wenn irgendwo Probleme oder Schwierigkeiten auftreten, gilt es schnell und lösungsorientiert zu handeln. Es kann immer etwas Unvorhergesehenes passieren. Dennoch ist es natürlich jeweils unser Ziel, alle Eventualitäten bereits in der Vorbereitung mitzuberücksichtigen und entsprechend bereit zu sein.
In Ihrer Funktion kommen Sie nicht zuletzt auch mit den Teams und Delegationen in Berührung – mit welchen Erfahrungen?
Unsere Schweizer Teams sind eigentlich stets einfach und angenehm im Umgang. Auf die Gegnerinnen und Gegner trifft dies meist auch zu. Die Teams bringen aber natürlich ihre eigenen Ansprüche mit und fordern diese mal mehr, mal weniger intensiv ein. Da haben wir schon alles Mögliche erlebt. Beim vorhin bereits erwähnten Davis-Cup-Halbfinal musste zum Beispiel für den italienischen Teammanager unbedingt ein Schaukelstuhl in der Teamlounge stehen. Auch da gilt es, flexibel zu sein.
Wie viel bekommen Sie als OK-Chef jeweils von den Matches mit?
Mal mehr, mal weniger. Ich bin diesbezüglich froh, dass ich mich zwar für Tennis interessiere, aber nicht so stark, dass es mich absorbieren würde. Wenn es die Situation erlaubt, geniesse ich es, die Spiele mitzuverfolgen. Wenn ich aber an einem Tag etwas mehr gebraucht werde und daher vom Geschehen auf dem Platz nur wenig mitbekomme, dann ist das ebenso in Ordnung für mich.
Was wünschen Sie sich für das im November anstehende Heimspiel im Billie Jean King Cup?
In erster Linie wünsche ich mir möglichst viele Besucherinnen und Besucher, sodass unsere Spielerinnen in einer vollen Halle antreten können. Davon leben diese Spiele. Weiter wünsche ich den Fans gute und spannende Partien und den Schweizerinnen viel Erfolg, sodass sie sich nächstes Jahr wieder für die Finals qualifizieren können. Auch wenn das bedeutet, dass wir ein mögliches Heimspiel weniger ausrichten können.