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Das Siegerprojekt und die Rahmenbedingungen stehen 2021 im Mittelpunkt

Gesamtprojektleiter Jost Huwyler im Interview.

Bilder Pressekonferenz Svizra27

Das Landesausstellungsprojekt Svizra27 führt zurzeit einen Ideenwettbewerb durch, mit dem im September 2021 das Siegerprojekt erkoren wird. Dieses soll aufzeigen, wie das Motto «Mensch – Arbeit – Zusammenhalt» in einer neuen Landesausstellung dargestellt werden kann. Parallel zum Ideenwettbewerb werden die Rahmenbedingungen und Zuständigkeiten auf Bundesebene festgelegt, damit das nächste Landesausstellungsprojekt solide initiiert und umgesetzt werden kann. Jost Huwyler gibt Auskunft zum Projektstand, macht einen kurzen Rückblick, schaut aber vor allem voraus auf das Jahr 2021.

Jost Huwyler, wie zufrieden sind Sie als Gesamtprojektleiter mit dem aktuellen Entwicklungsstand von Svizra27?
Svizra27 ist auf Kurs und insbesondere das Wettbewerbsverfahren ist sehr gut angelaufen.

Trotz dem Corona-Jahr 2020?
Ja. Sicherlich kam uns entgegen, dass wir im letzten Jahr vor allem Organisations- und Planungsarbeiten im Hintergrund durchführen konnten. Die Vorbereitung des dreistufigen Wettbewerbs, damit verbunden die Bildung der Wettbewerbs-Jury und die Lancierung des Wettbewerbs im Juni 2020 waren von der Pandemie kaum betroffen. Seit Projektstart hat Svizra27 einen grossen Rückhalt aus der Nordwestschweiz seitens der Wirtschaftsverbände sowie der fünf Nordwestschweizer Kantone; auch nationale Wirtschaftsverbände oder Gewerkschaftsverbände wie Travail.Suisse und Syna unterstützen das Projekt. Kommt hinzu: Ein Landesausstellungsprojekt hat das Format und die Kraft, gerade in der aktuell schwierigen Zeit, Teil einer breiten Wirtschafts- und Kulturförderung zu sein und die Identität eines stark herausgeforderten Landes zu stärken. Das müssen wir nutzen.

Sieht das die Politik auch so?
Wir haben für die aktuellen Projektphasen bis Ende 2021 den Zuspruch und die finanzielle Unterstützung der fünf Nordwestschweizer Kantone Aargau, Baselland, Basel-Stadt, Jura und Solothurn erhalten. Aktuell sind die Kantone verständlicherweise enorm durch die Coronasituation gefordert. Aber wir müssen auch an die Zeit nach der Pandemie denken. Eine Landesausstellung, welche breit abgestützt und in den Krisenjahren entstanden ist, kann in unserem Land zu einem allgemeinen Aufbruch beitragen. Im Zusammenhang mit der Corona-Krise wird wieder einmal kontrovers über den Föderalismus diskutiert. Ein grosses Projekt, entstanden aus einer Initiative und verankert in einer Region, wäre ideal, um aufzuzeigen, wie die Schweiz diese Krise gemeistert hat und als intaktes Gemeinwesen aus ihr hervorgeht.

Und wie steht der Bund zu einer nächsten Landesausstellung?
Bei der letzten Landesausstellungsinitiative «Bodensee-Ostschweiz» hat sich der Bundesrat positiv geäussert. Aktuell warten wir auf eine Rückmeldung des Bundesrates zu den Rahmenbedingungen und Zuständigkeiten für eine nächste Landesausstellung, dieser ist aber aufgrund der Coronakrise stark absorbiert. Vielleicht hilft als erstes der Impfstart mit, dass eine neue Zuversicht in den Köpfen entfacht wird. Wie die Geschichte zeigt, sind Landesausstellungen typisch schweizerische Projekte; Der Bund könnte den Schwung von aktuell fünf (!) Landesausstellungsinitiativen nutzen, um eine neue Aufbruchsstimmung sichtbar zu machen. Da ein Landesausstellungsprojekt gemäss Vorgaben des Bundes «bottom-up» zu entwickeln ist, könnte der Bund mit relativ wenig Aufwand das Momentum der entwickelten Ideen nutzen und in die Zukunft mitnehmen.

Wie könnte dies konkret vor sich gehen?
In der Sonderuntersuchung zur Expo.01/02 ist deutlich und mehrfach festgehalten, dass eine nächste Landesausstellung nur nach Durchführung einer umfangreichen Machbarkeitsstudie realisiert werden soll. Diese Machbarkeitsstudie soll auf Projektebene finanziert werden, im besten Fall durch eine finanzielle Beteiligung des Bundes. Mit dem Siegerprojekt aus unserem Wettbewerb werden wir deshalb den Kantonen per Ende 2021 ein Bewerbungsdossier vorlegen, um anschliessend die erforderliche Machbarkeitsstudie durchzuführen. Der Bund soll schliesslich entscheiden, ob und mit welchem Konzept eine nächste Landesausstellung umgesetzt werden soll. Das heisst: Wir brauchen wenig Rahmenbedingungen, damit wir Svizra27 erfolgreich in diese Machbarkeitsstudie überführen können, aber diese brauchen wir.

Sprechen wir über den Wettbewerb; wieso braucht es diesen im Projekt Svizra27?
Wir sind überzeugt, dass ein Landesausstellungsprojekt ein Anlass für die gesamte Schweizer Bevölkerung werden soll. Mit dem Wettbewerb sollen die besten Ideen und Teams der Schweiz in einem dreistufigen Open Source-Verfahren eruiert und unter Berücksichtigung der Urheberschaft eventuell zusammengeführt werden. Dieses Open Source Verfahren ist einmalig und erweist sich bereits nach Abschluss der ersten Wettbewerbsstufe als grosser Erfolg. Alle ausgeschiedenen Teams haben ihre Projektideen für die Weiterentwicklung den zehn für die zweite Stufe nominierten Teams zur Verfügung gestellt. Deshalb haben wir jetzt schon einen bunten Strauss vielversprechender Ansätze. Natürlich soll am Schluss das beste Projekt gewinnen, aber der Grundgedanke, gemeinschaftlich auf dieses grosse Ziel hinzuarbeiten, ist spannend und verkörpert klar eine neue Denkweise in der Arbeitswelt. Ideen teilen, voneinander profitieren und dazu beitragen, dass ein würdiges Landesausstellungsprojekt entstehen kann. Einen öffentlichen Wettbewerb braucht es aus unserer Sicht auch im Zusammenhang mit der Projektfinanzierung, da die Kantone und vor allem der Bund bei einer nächsten Landesausstellung die grössten Finanzierer sein werden.

Mitte November wurde die Wettbewerbsstufe 1 abgeschlossen und daraus zehn Projektideen nominiert. Sind Sie zufrieden mit dem Niveau der eingereichten Ideen?
Die Inspiration ist da, der Funke ist gesprungen. Mit den eingereichten Ideen sind wir zufrieden. Insbesondere glauben wir auch mit den Teams, welche hinter den Projekten stehen, grosses Potential für die Weiterentwicklung der Projektideen und schliesslich für das Siegerprojekt zu haben.

Die hohen Erwartungen wurden also erfüllt?
Der Abschluss der ersten Bewerbungsstufe ist erst der Anfang des dreistufigen Wettbewerbs. Die hohen Erwartungen an ein Vorhaben dieser Grössenordnung können erst am Ende erfüllt sein. In der Stufe 1 ging es vorerst darum, die Grundideen und das Potential zur Umsetzung des Mottos «Mensch – Arbeit – Zusammenhalt» aufzuzeigen. Dies in einem relativ einfachen Rahmen auch mit Blick auf die Teams, welche dahinterstehen und deren Referenzprojekte. Die Erwartungen an die zehn Teams für die nächste Stufe sind sehr hoch.

Was geschieht mit dem Siegerprojekt?
Das Siegerprojekt ist Hauptbestandteil des Bewerbungsdossiers, welches wir Ende 2021 auf Empfehlung der Konferenz der Kantonsregierungen (KdK) dem Bund einreichen werden. Damit wollen wir die Kantone und den Bund überzeugen, für das Landesausstellungsprojekt Svizra27 eine Machbarkeitsstudie durchzuführen. Eine Vertretung des Siegerteams wird die Projektleitung ab diesem Zeitpunkt massgeblich unterstützen, daher darf das gewählte Verfahren auch als Stellenauschreibung betrachtet werden.

Das heisst, nur wenn die Machbarkeitsstudie kommt, geht es auch für das Siegerprojekt und dessen Team weiter?
Korrekt. Die Durchführung der Machbarkeitsstudie in den Jahren 2022 und 2023 ist entscheidend für den weiteren Projektverlauf. Auch wir als Gesamtprojektleitung möchten in die nächste Runde. Wir sind überzeugt, dass Svizra27 mit dem gewählten Motto «Mensch – Arbeit – Zusammenhalt» ein Kernthema unserer Zeit umrissen hat und die Entscheidungsträger für den Start der Machbarkeitsstudie überzeugen wird.

Was wünschen Sie sich als Gesamtprojektleiter von Svizra27 fürs 2021?
Es wäre ein bisschen naiv zu glauben, mit Neujahrswünschen und schönen Worten sei ein solches Projekt zum Erfolg zu führen. Ich bin aber zuversichtlich, dass die Kantone und der Bund erkennen, welche wichtige Rolle ein Landesausstellungsprojekt wie Svizra27 in der aktuell schwierigen Zeit übernehmen kann. Daher habe ich keinen Svizra27-Wunsch fürs 2021, vielmehr bin ich überzeugt, dass es richtig und wichtig ist, die nächste Landesausstellung dann zu lancieren, wenn unsere Gesellschaft dringend einen Aufschwung braucht – nämlich jetzt!

Informationen rund um das Landesausstellungsprojekt Svizra27 findet man unter www.svizra27.ch.

(Bild: Jost Huwyler, Gesamtprojektleiter Svizra27 / Quelle: Verein Landesausstellung Svizra27)
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